»Wir Frauen sind unheimlich stark – traut euch!« Ungewöhnliche »Nachwuchs«-Initiative des Dreifaltigkeits-Hospitals – Junge Mütter rufen »Gleichgesinnte« zum Wiedereinstieg in den Pflegeberuf auf
Es fehlt an Nachwuchs und Fachkräften in der Pflege – diese Meldung beherrscht seit Jahren die Medien und stellt natürlich auch die Krankenhäuser vor tägliche Herausforderungen. Das Umsetzen der gesetzlichen Vorgaben zu den sog. Personaluntergrenzen stellt sie vor eine weitere große Aufgabe hinsichtlich der Personalbeschaffung in der Pflege, berichtet Gabriele Fladung als stellv. Pflegedirektorin des Dreifaltigkeits-Hospitals Lippstadt.
Vor einiger Zeit entstand so im Katholischen Krankenhaus in Lippstadt eine ganz besondere Idee zu einer ungewöhnlichen Nachwuchsinitiative, um »stille Reserven« zurückzugewinnen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Junge Mütter kümmern sich rund um die Uhr um die Bedürfnisse ihres Kindes, organisieren nebenher den gesamten Haushalt und haben stets das Wohlergehen der Familie im Blick. Doch irgendwann kommt bei vielen Müttern auch der Wunsch auf, in den Beruf zurückzukehren – sei es aus ganz persönlichen Gründen (»Mutter sein allein genügt mir nicht!«) oder nicht selten auch aus finanziellen Motiven (notwendige Unterstützung der Familienkasse).
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in Krankenhäusern ein wichtiger Aspekt, denn die größte Berufsgruppe – die Pflege – wird auch heute noch vorwiegend von Frauen bekleidet. Die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin liegt teils Jahre zurück, es folgen in der Regel einige Praxisjahre auf einer Station im Krankenhaus. Mit dem ersten Kind und damit einhergehendem Mutterschutz und Elternzeit tritt dann häufig ein längerer Zeitraum »raus aus dem Berufsalltag« ein, der die jungen Mütter angesichts ihrer beruflichen Perspektiven ins Grübeln kommen lässt.
Der Wiedereinstieg fällt vielen Frauen daher schwer, weil nicht selten große Bedenken bestehen, dass sie nach einer Berufspause den Anforderungen nicht mehr gerecht werden können, weil gesetzliche Änderungen, die ständig zunehmende Digitalisierung und ein wechselnder Kollegenkreis durch jungen Nachwuchs und pensionierte Mitarbeiter als eine zu große Herausforderung erscheinen. Man kann also von »stillen Reserven« sprechen – ein wertvoller »Pool« an ausgebildeten Mitarbeiterinnen, die dem Krankenhaus nicht zur Verfügung stehen.
Diesen Konflikt zu lösen, brannte Gabriele Fladung, stellvertretende Pflegedirektorin am Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt, schon längere Zeit unter den Nägeln – ist der Fachkräftemangel in der Pflege doch ganz besonders eklatant. Doch wie sollte man die gewünschte Zielgruppe korrekt ansprechen?
Im Rahmen der »Find Out«-Berufsinformationsmesse am Ev. Gymnasium Lippstadt, knüpfte Alexandra Thedieck, verantwortlich für Marketing und Kommunikation am Dreifaltigkeits-Hospital, Kontakt zum bib International College Paderborn (Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe e.V.). Im Rahmen einer Projektarbeit, die im Laufe der dortigen Ausbildung absolviert werden muss, wurde die Nachwuchsinitiative ins Leben gerufen und von Praktikantin Luca Marie Kluthe realisiert. Die angehende »staatlich geprüfte gestaltungstechnische Assistentin« spezialisiert sich in ihrer Ausbildung auf die Fachrichtung Mediendesign, in der Basics aus den Bereichen Film, Ton, Web, Print und Bild vermittelt werden. Das Praxissemester absolvierte Luca Marie Kluthe jüngst in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Dreifaltigkeits-Hospitals, wo sie in enger Zusammenarbeit mit Erna Spuling, Assistentin der Pflegedirektion, die Ideen nach und nach in Bild und Ton umwandelte. Schnell waren drei Protagonistinnen gefunden, die sich bereiterklärten, für ihren Berufsstand einzustehen und potentielle Bewerberinnen darin zu bestärken, den Weg zurück in die Pflege zu wagen.
»Wir wollen dich zurück« lautet der Aufruf in dem kurzen Videofilm, der trotz seiner unkonventionellen Machart spürbare Emotionen der »Darstellerinnen« übermittelt und junge Mütter bekräftigt, es ihnen gleich zu tun und den Pflegeberuf wieder aufzunehmen – Zitate:
»Versucht es einfach! Wir Mütter sind unheimlich stark. Es ist zwar eine organisatorische Meisterleistung, aber auch das kriegt man hin. Und es ist wirklich schön, arbeiten zu gehen.« Sonja Kobbeloer, Mutter von zwei Kindern, Wiedereinstieg als Pool-Schwester
»Es ist schön, mal wieder den Berufsalltag zu haben, nicht nur Mama zu sein.« Lena Pagenkemper, Mutter einer Tochter, Pool-Schwester, derzeit auf einer chirurgischen Station
»Wir Frauen sind unheimlich stark – traut euch!« Jana Müller, Mutter von zwei Kindern, arbeitet im Nachtdienst auf einer geriatrischen Station
»Es hat unglaublichen Spaß gemacht, Luca auf ihrem Weg zu begleiten, bei dem sie trotz ihres jungen Alters einen empathischen Zugang zum Thema aufbauen konnte«, resümmieren Gabriele Fladung, Erna Spuling und Alexandra Thedieck unisono. »Als wir den fertigen Film zum ersten Mal sehen konnten, hatten wir schon ein paar Tränchen der Rührung in den Augen – und wir sind auch ein bisschen stolz, dass sich unsere Mitarbeiterinnen hier im Krankenhaus so wohl fühlen!«
Die Wiedereinsteigerinnen werden im Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt sehr gut eingearbeitet und es gibt für Mütter zahlreiche Arbeitszeitmodelle, bei der sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen, fügt Gabriele Fladung hinzu.
Das Video wird auf der Homepage des Krankenhauses abrufbar sein, Interessierte können sich zudem jederzeit bei der Pflegedirektion des Dreifaltigkeits-Hospitals bewerben.
