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Neurostimulator behebt Stuhlinkontinenz
Chirurgen am Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt helfen mittels Schrittmacher, Darmschwäche in den Griff zu bekommen

Lange Spaziergänge, ein Stadtbummel oder ein Tagesausflug – nicht jeder kann diese scheinbar ganz normalen Freizeitaktivitäten bedenkenlos unternehmen. Auch wenn man es den Betroffenen äußerlich nicht ansieht, leiden allein in Deutschland über zehn Millionen Männer und Frauen an einer Schließmuskelschwäche des Afters, der sogenannten Stuhlinkontinenz.

Und obwohl diese Erkrankung relativ häufig auftritt, breitet sich über sie das große Schweigen aus. Über Schließmuskelschwäche zu sprechen, empfinden viele Menschen als peinlich. Viele schrecken aus Scham vor einer medizinischen Behandlung zurück. Die Folge ist ein stilles Leiden unter den körperlichen und psychischen Belastungen, die nicht selten zu einer Depression und einem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben führen. Aus Unkenntnis werden Erkrankungen wie diese allzu oft belächelt, dabei kann es jeden treffen: Nicht nur Senioren, selbst junge Frauen können nach einer Schwangerschaft und Geburt durch Schließmuskelverletzungen inkontinent werden.

Erste Symptome einer Stuhl- oder auch Darminkontinenz liegen vor, wenn immer wieder Darmgase entweichen, ohne dass Betroffene dies bemerken und sie den Abgang der Winde nicht mehr beeinflussen können (Stadium 1). Typisches Symptom einer angehenden leichten Darminkontinenz ist, wenn regelmäßig Verschmutzungen der Unterwäsche beobachtet werden, weil kleine Mengen an Darmschleim oder Stuhl unkontrolliert austreten. Besonders deutlich zeigt sich eine Darminkontinenz, wenn flüssiger Stuhl nicht mehr zurückgehalten werden kann (2. Stadium). In schweren Fällen von Stuhlinkontinenz (Stadium 3) kann selbst geformter Stuhl nicht mehr gehalten werden und der Zeitpunkt der Entleerung nicht mehr zuverlässig selbst bestimmt werden. In vielen Fällen liegt bei einer bestehenden Stuhlinkontinenz zusätzlich auch eine Harninkontinenz vor. Beide Krankheiten lassen sich heutzutage aber gut behandeln. Liegt das dritte Stadium der Erkrankung vor, stellt die sakrale Nervenstimulation, auch Darmschrittmacher genannt, eine wirksame Therapiemöglichkeit dar.

Kleiner Eingriff – große Wirkung

Stellt man sich trotz aller Scham diesem Schicksal, kann in vielen Fällen durch moderne Behandlungsmöglichkeiten dem Leiden ein Ende bereitet werden. »Vor drei Jahren haben wir erstmals einen sakralen Neurostimulator, einen kleinen Schrittmacher, der die Schließmuskeln steuert und die Kontinenz des Patienten stark verbessert, erfolgreich implantiert«, berichtet Dr. med. Christoph Albert, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Proktologie. »Wir sind sehr stolz, den stark eingeschränkten Patienten mit diesem kleinen Eingriff helfen zu können und damit unsere Spezialisierung im Bereich der Enddarmerkrankungen weiter ausbauen zu können«.

Der Darmschrittmacher stimuliert, ähnlich einem Herzschrittmacher, durch leichte elektrische Impulse den sogenannten Sakralnerv nahe dem Kreuzbein im oberen Gesäßbereich. In einer Testphase vor der Operation wird der Nerv von außen stimuliert, um die Wirkung zu ermitteln. »Erst danach setzen wir den Schrittmacher unter Vollnarkose unter die Haut«, erklärt Dr. Albert.

Programmierung und Nachsorge

In regelmäßigen Nachsorgeterminen beim Arzt – in der Regel alle sechs bis zwölf Monate – werden Programmiereinstellungen und Therapieverlauf überprüft. Das Gerät ist batteriebetrieben, der Austausch der Batterie am Schrittmacher erfolgt nach etwa vier Jahren in einem ganz kleinen Eingriff.

Der Erfolg der Implantation eines Darmschrittmachers ist Studien zufolge enorm: 70 Prozent der Patienten werden so dauerhaft geheilt, bei 20 Prozent tritt eine wesentliche Verbesserung ein.