Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt
Marien-Hospital Erwitte
Hospital zum Hl. Geist Geseke

Das Leistungsspektrum der Abteilung für Orthopädie | Knorpelchirurgie:


Der Knorpel in menschlichen Gelenken, der so genannte hyaline Knorpel, ist ein ganz besonderes Gewebe. Er wird während der embryonalen Zeit gebildet: Bei Geburt besteht etwa ein Drittel des menschlichen Skeletts aus diesem hyalinen Knorpel. Während des Wachstums wird dieser Knorpel dann nach und nach zu Knochen umgewandelt, so dass beim Erwachsenen dann nur noch die Gelenkflächen mit einer etwa fünf Millimeter dicken Schicht dieses Knorpels überzogen sind. Der menschliche Körper ist nicht in der Lage, dieses Gewebe nachzubilden. Der hyaline Knorpel ist ein extrem strapazierfähiges Gewebe, das die Reibungsvorgänge in den Gelenken mühelos toleriert und dabei viele Millionen Lastzyklen aushält (Abb. 1). Geht der Gelenkknorpel verloren, so liegt der darunter liegende Knochen frei. Es kommt dann zu Gelenkschmerzen (Arthrose) und schließlich zu einer Einsteifung des Gelenks.
 


Ursachen für Knorpelschäden
 

  1. Verletzungen: Bei mittelschweren bis schweren Verletzungen (Bänderrisse, gelenksnahe Brüche, starke Prellungen) entstehen oftmals umschriebene Knorpelschäden als Begleitverletzung. Diese sehen aus wie ausgestanzte Defekte, während der umliegende Knorpel intakt ist (Abb. 2).
     
  2. Verschleißbedingte Knorpelschäden: Diese kommen durch natürliche Alterungsvorgänge, durch eine übermäßige punktuelle Belastung (z.B. O- oder X-Beine) oder eine Fehlfunktion anderer Gelenkstrukturen (Meniskusrisse, Instabiliäten durch Bänderrisse) zustande. Hierbei kommt es zu einer flächenhaften Ausdünnung des Knorpels bis schließlich der Knochen zutage tritt. Ein großflächiger Verlust des Knorpels auf einer gesamten Gelenksfläche (Knorpelglatze) mündet dann schließlich in die Arthrose (Abb. 3).
     


Behandlung von Knorpelschäden

Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung eines Knorpelverlustes sind Vermeidung von Übergewicht, Korrektur anderweitiger Gelenksschäden (Meniskusrisse etc.), Bewegung und Sport. Das Knorpelgewebe besitzt keine eigenen Blutgefäße und ist insofern auf Ernährung von Seiten des Knochens angewiesen, daher ist eine regelmäßige Belastung förderlich. Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel als vorbeugende Maßnahmen haben keinen wissenschaftlich bewiesenen Effekt erbracht.
Beim Knorpelschaden ist einerseits die Flächenausdehnung, andererseits die Tiefe von Bedeutung. Die Tiefe wird in vier Grade eingeteilt, wobei Grad 4 einem Defekt bis zum Knochen entspricht (Abb. 4; Quelle: ICRS – International Cartilage Repair Society). Erst- und zweitgradige Knorpelschäden (bis zur Hälfte der Knorpeldicke) schreiten in der Regel nicht weiter fort und bedürfen daher in der Regel nur einer symptomatischen Behandlung. Hat ein Knorpelschaden mehr als die Hälfte der normalen Knorpeldicke überschritten und eine Größe von 1 cm2, so schreitet er normalerweise automatisch weiter fort. Diese Knorpelschäden sollten daher behandelt werden, so lange dies noch möglich ist.

Konservative Therapien

Diese bestehen in Medikamenten (so genannte nicht-steroidale Antirheumatika), gewissen Knorpelpräparaten und Injektionen ins Gelenk (Cortisonmischungen, Hyaluronsäure, ACP). Bei der ACP wird Blut entnommen und nach Zentrifugation das mit verschiedenen Faktoren und Blutplättchen angereicherte Serum in das Gelenk injiziert. All diese Verfahren können zu einer Reduktion von Schmerzen und Reizzuständen in den betroffenen Gelenken führen. Eine heilende, knorpelregenerative Wirkung besitzen sie allesamt nicht.
 

Operative Therapie

Die operative Therapie ist die einzige Möglichkeit, einen höhergradigen Knorpeldefekt mit neuem Knorpelgewebe zu bedecken. Prinzipiell gibt es drei Verfahren:
 

Das Microfracturing: Hier werden bei einer arthroskopischen Operation mehrere Bohrungen in die Knorpeldefektstelle eingebracht, die bis in den Markraum des Knochens reichen. Das hierdurch austretende Blut enthält Stammzellen, die sich zu Knorpelgewebe entwickeln können (Abb. 5). Das Verfahren hat den Vorteil, dass es in einem einzigen Schritt während einer Arthroskopie durchgeführt werden kann. Es kommt allerdings nicht zu einer Neubildung von echtem hyalinen Knorpel, sondern von so genanntem Faserknorpel der qualitativ etwas schlechter ist. Außerdem eignet es sich nur für Defekte bis zu einem Durchmesser von etwa 1 cm2.

 


Die osteochondrale Transplantation: Hier werden an einer Stelle des Kniegelenks ein oder mehrere Zylinder gesunden Knorpels entnommen und in die defekte Zone eingesetzt (Abb. 6 & 7). Durch dieses Verfahren kann echter hyaliner Knorpel in die Defektzone eingesetzt werden, es verbleibt allerdings an der Entnahmestelle ein Hebedefekt.

Vorteile:

  • Deckung mit echtem hyalinem Knorpel
  • einseitiges Verfahren


Nachteile:

  • verbleibender Entnahmedefekt
  • Größenbeschränkung auf maximal drei Transplantate
  • Eröffnung des Kniegelenks erforderlich
     


Die autologe Chondrozytentransplantation: Dieses Verfahren eignet sich auch zur Deckung größerer Defekte. Es wird hierbei eine kleine Menge von Knorpel anlässlich einer Arthroskopie entnommen, dann in einem Labor angezüchtet und vermehrt und schließlich in einer zweiten offenen Operation ins Kniegelenk eingesetzt (Abb. 8; Quelle: Fa. Tetec, Erlangen & Abb. 9).
Diese Methode ergibt ebenfalls einen hyalinartigen, dem natürlichen Gelenkknorpel fast identischen Gewebebelag. Da es sich um eine Transplantation handelt, ist sie an sehr strenge Regeln geknüpft und kann daher nur in wenigen Zentren durchgeführt werden. Wir arbeiten hierfür mit der renommierten deutschen Firma Tetec zusammen.

Vorteile:

  • auch für größere Schäden geeignet
  • qualitativ hochwertiger Knorpel


Nachteile:

  • aufwendig in Organisation und Kosten
  • zwei Operationen erforderlich
  • Eröffnung des Kniegelenks erforderlich
  • strenge Ausgangsvoraussetzungen (keine sonstigen Verletzungen des Kniegelenks; nur am Kniegelenk möglich; maximal zwei Defekte bis 2,5 cm2; keine starke Achsabweichung des Kniegelenks)
     


Alle genannten Verfahren können nur durchgeführt werden, wenn der Knorpeldefekt auf einer Seite des Gelenks vorliegt (also keine so genannten »küssenden« Läsionen). Bei allen Verfahren ist in der Regel eine längere Nachbehandlung mit sechs Wochen Entlastung erforderlich.
Die oben aufgeführten Verfahren können in der Orthopädie Lippstadt-Erwitte angewendet werden. Holen Sie sich daher bei Knorpelschäden unseren Rat ein, damit entschieden werden kann, ob eine heilende Behandlung möglich ist und diese auch rechtzeitig eingeleitet werden kann.